Der bekannte Friedensspruch erregte zum ersten mal Aufmerksamkeit, nachdem ich ihn im Februar 1981 an die Mauer des Feldstraßenbunkers in Hamburg gesprüht hatte (siehe oben). Er wurde schnell von einem Pressefotografen entdeckt, abgelichtet und landete tags darauf in der Tagespresse. Wirklich berühmt wurde er wenig später durch die Mauergrafik, die ich zeichnete und als Plakat in Umlauf brachte.

Spruch und Mauergrafik hatten einen Nerv getroffen und verbreiteten sich rasend schnell – heute würde man sagen »viral«. Die Friedensparole war für viele Menschen sinnstiftend. Während der Zeit des Kalten Krieges leistete der Spruch einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs. Er schmückte die Wände vieler Wohngemeinschaften, wurde vielfach kopiert und fuhr als Autoaufkleber durch Deutschland.

Über die Herkunft des Spruchs wurde viel diskutiert. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache stellte 1983 fest, dass er eine bewegte Vorgeschichte hat. In Abwandlungen lässt er sich über Harpo Marx (von den Marx Brothers), Thornton Wilder bis hin zu Carl Sandburg zurückverfolgen. Siehe: Der Sprachdienst. Der Autor und Journalist Martin Rasper kam in seinem 2017 erschienen sehr lesenswerten Büchlein: ‚»NO SPORTS« hat Churchill nie gesagt‘ zum Ergebnis, dass mir die Urheberschaft der deutschsprachigen Formulierung »Stell Dir vor, es ist Krieg und Keiner geht hin.« zuzuschreiben ist.

Wie ich auf den Spruch kam und wie das Graffiti entstand, all dies habe ich ausführlicher hier sowie bei SPIEGEL Geschichte erzählt.

Die Grafik aus dem Jahr 1981 ist mittlerweile ein kulturhistorisches Dokument. Sie befindet sich nach wie vor in meinem Besitz. Ich würde sie gern einer geeigneten Umgebung, einem Museum oder einer Sammlung übereignen, damit sie weiterhin dem öffentlichen Diskurs zur Verfügung steht.

Mit der russischen Agression gegen die Ukraine ist der Krieg in unserer unmittelbaren europäischen Nachbarschaft angekommen. Und der Nahostkonflikt konfrontiert uns Deutsche in besonderem Maße mit der Frage, wie Konflikte entstehen und gelöst werden können.

Der Spruch, der 1981 Hoffnung stiftete, bietet heute wieder eine gute Gelegenheit, sich mit der Frage zu befassen, wie wir persönlich zu Fragen der Selbstverteidigung oder auch zur Bundeswehr stehen.

Zu letzterer Frage erschien übrigens in 2023 eine WDR-Dokumentation, in der auch der Spruch »Stell Dir vor, es ist Krieg und Keiner geht hin.« thematisiert wird. Die Dokumentation ist in der ARD Mediathek abrufbar: hier.

Was den Krieg gegen die Ukraine angeht, habe ich mich gefragt, wie die russische Zivilgesellschaft beim Thema Kriegsdienstverweigerung unterstützt werden könnte und in 2022 die Mitmachaktion »Stell Dir vor, in Russland bekommen sie Post…« gestartet.